Kaninchen als Haustier – Alles über die artgerechte Kaninchenhaltung
Kaninchen sehen aus wie lebendig gewordene, süße Plüschtiere. Deshalb gehören sie wahrscheinlich auch zu den beliebtesten Haustieren überhaupt. Doch auch wenn sie so klein und niedlich sind, haben sie doch hohe Ansprüche, die es in der Haustierhaltung zu beachten gilt. Wir zeigen Dir hier worauf es bei der artgerechten Haltung von Kaninchen ankommt.
Kaninchen – Streckbrief
Hier findest Du die wichtigsten Eigenschaften von Kaninchen im Überblick:
- Tiername: Kaninchen
- Größe: 20- 45 cm
- Gewicht: 1-3 kg
- Lebenserwartung: bis zu 10 Jahre
- Ernährung: Gräser, Kräuter, Blätter, Knospen, Rinde, Wurzeln
- Lebensraum: Ursprünglich aus Spanien, Graben unterirdische Bauten
- Schlaf-Wach-Rhythmus: tagaktiv/dämmerungsaktiv
- Besonderheiten: Buddeln gerne
- Zutraulichkeit: können sehr zahm werden
- Haltung: mindestens paarweise
- Käfiggröße: mindestens 1 m² Grundfläche pro Tier,
- Gitterabstand: maximal 2-3 cm
Artgerechte Kaninchenhaltung
Für die artgerechte Kaninchenhaltung muss der Kaninchenstall, das Kaninchenzubehör und das Kaninchenfutter individuell an die Bedürfnisse und Verhaltensmuster der Kaninchen angepasst werden, um den Tieren möglichst ähnliche Lebensbedingungen zu bieten, wie in ihrem natürlichen Lebensraum.
Kaninchen sind sehr soziale Tiere. In freier Natur leben sie in Kolonien mit bis zu 100 Tieren zusammen. Daher dürfen Kaninchen auf keinen Fall alleine, sondern müssen mindestens paarweise gehalten werden.
Wildkaninchen können einen Aktionsradius von bis zu 10.000 Quadratmeter haben. Das legt nahe, dass ihre domestizierten Verwandten ebenfalls viel Platz für ihre Bewegung brauchen. Daher gilt: Je größer der Kaninchenstall, desto besser!
Zusätzlich zu einem artgerecht eingerichteten Kaninchenstall, brauchen Kaninchen unbedingt Freilauf. Dieser kann entweder im Garten oder in der Wohnung stattfinden.
In freier Wildbahn bauen Kaninchen lange unterirdische Bauten. Daher müssen sie auch in der Haustierhaltung die Möglichkeit bekommen, ihren Buddeltrieb auszuleben.
Mit viel Geduld können Kaninchen sehr zahm werden. Teilweise lassen sie sich sogar (ähnlich wie Hunde) erziehen und Du kannst ihnen Tricks beibringen. Aber: Auch wenn sich manche Kaninchen sehr gerne streicheln lassen, solltest Du beachten, dass Kaninchen keine Kuscheltiere sind.
Übrigens: Auch wenn Kaninchen alles annagen, was ihnen in die Quere kommt, gehören sie nicht zu den Nagetieren. Hasen und Kaninchen zählen zur Familie der Hasenartigen. Trotzdem weisen sie viele parallelen zu den Nagetieren auf, vor allem in ihrer Haltung als Haustier.
Der passende Kaninchenstall für die artgerechte Kaninchenhaltung
Leider werden die lebhaften Tiere fast immer in viel zu kleinen und damit überhaupt nicht artgerechten Ställen gehalten.
Damit Deine Kaninchen bald ein schönes Leben führen können, haben wir Dir nochmal in Kürze zusammengefasst, worauf des beim Kauf eines Kaninchenstalls besonders ankommt:
- Käfiggröße: mindestens 1 m² Grundfläche pro Tier
- Anzahl der Tiere im Käfig: mindestens zu zweit
- Maximaler Gitterabstand: 2 – 3 cm
- Besonderheiten: Käfig aus Holz am besten geeignet. Zusätzlicher Auslauf in Freigehege empfohlen. Können sowohl im Haus, als auch draußen gehalten werden: Wenn Du Deine Kaninchen auch im Winter draußen halten willst, muss der Kaninchenstall zusätzlich gegen Kälte Isoliert werden (nähere Infos hierzu: winterfester Kaninchenstall).
Unsere Kaninchenstall – Empfehlungen:
Kaninchenfutter- Artgerechte Ernährung von Kaninchen
In freier Wildbahn verbringen Kaninchen die meiste Zeit des Tages mit der Nahrungsaufnahme. Sie ernähren sich dort von Gräsern, Kräutern, Blättern, Knospen, Rinde und Wurzeln. Auf diese dauernde Zufuhr eher karger Kost, ist auch der Verdauungstrakt von Hauskaninchen eingestellt.
In der Haustierhaltung sollten vor allem Heu, Gräser, frische oder getrocknete Kräuter, Blätter und Gemüse als Frischfutter auf dem Speiseplan Deiner Kaninchen stehen.
Heu sollte Deinen Kaninchen immer zur freien Verfügung stehen. Frischfutter solltest Du Deinen Kaninchen mindestens 2 mal täglich füttern. Futterreste sollten nach spätestens 24h entsorgt werden. Vergammeltes Futter im Kaninchenstall sorgt nicht nur für üble Gerüche, sondern kann auch gesundheitliche Probleme bei Deinen Tieren auslösen.
Natürlich solltest Du immer für Abwechslung auf dem Speiseplan Deiner Lieblinge sorgen, damit Deine Kaninchen auch mit allen Nährstoffen versorgt werden, die sie brauchen. Eine einseitige Ernährung kann zu Über- oder Unterversorgung mit speziellen Mineralien- oder Vitaminen führen.
Heu als Kaninchenfutter
Heu versorgt Deine Kaninchen mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen und sorgt, durch seinen hohen Rohfaseranteil, für den benötigten Zahnabrieb. Die Zähne von Kaninchen wachsen nämlich ihr Leben lang und müssen durch das Kauen von Nahrung abgeschliffen werden.
Die Qualität von Heu erkennst Du am besten am Geruch. Es sollte frisch nach Wiese riechen. Auf keinen Fall darf es muffig riechen oder schimmelig sein. Die Halme sollten lang und grün sein. Gelbes kurzstieliges Heu ist von minderer Qualität und sollte nicht verfüttert werden.
Kräuter als Kaninchenfutter
Kräuter kannst entweder kaufen, selbst anbauen oder sammeln und Deinen Kaninchen frisch oder getrocknet anbieten. Beim Sammeln solltest Du unbedingt darauf achten, dass Du an unbelasteten Stellen sammelst. Abgase, Kot von anderen Tieren und andere Umweltbelastungen können Deinen Kaninchen schaden.
Als Kaninchenfutter eignen sich beispielsweise folgende Kräuter:
- Dill
- Basilikum
- Kamille
- Spitzwegerich
- Löwenzahn
- Vogelmiere
- Gänseblümchen
- Melisse
- Oregano
- Pfefferminze
- Bambus
- Sonnenblumenblätter
Unsere Kaninchenfutter-Empfehlungen:
Aus Samen kannst Du im Garten oder auch auf der Fensterbank auch selbst Kaninchenfutter anpflanzen
Gemüse als Frischfutter für Kaninchen
Neben frischen Gräsern und Kräutern, solltest Du Deinen Kaninchen täglich auch Gemüse als Frischfutter anbieten.
Hierfür eigenen sich beispielsweise folgende Gemüsesorten:
- Karotten
- Fenchel
- Salat (Achtung, kann mit Nitrat belastet sein)
- Kohl (in kleineren Mengen, kann sonst zu Blähungen und Durchfall führen)
- Gurken
- Paprika
- Sellerie
- Radieschenblätter
- Kürbis
Obst als Kaninchenfutter
Obst sollte wegen seines hohen Zuckergehalts nur als Leckerchen etwa 2 mal die Woche gefüttert werden.
Hierfür eignen sich beispielsweise folgende Obstsorten:
- Apfel
- Birne
- Beeren
- Melone
Knabberholz als Kaninchenfutter
Zur Beschäftigung und um für zusätzlichen Zahnabrieb zu sorgen, solltest Du Deinen Kaminchen auch Äste zum Knabbern anbieten. Die Äste können gerne auch mit Blättern verfüttert werden.
Als Kaninchenfutter eignen sich beispielsweise folgende Äste:
- Apfel
- Birne
- Haselnuss
- Heidelbeere
- Johannisbeere
- Weide
Diese Äste kannst Du ebenfalls selbst sammeln oder kaufen:
Was dürfen Kaninchen nicht fressen?
Auf die Fütterung von hartem Brot solltest Du verzichten, da die Verdauung Deiner Kaninchen auf solche Nahrung nicht ausgelegt ist.
Auf Lecksteine und sonstige Futterzusätze solltest Du ebenfalls verzichten. Ein abwechslungsreich ernährtes Kaninchen bekommt über sein Futter alles was es braucht. Zusätzliche Präparate können sogar gesundheitsschädlich sein. Im Krankheitsfall können solche Präparate natürlich angebracht sein, hierzu solltest Du aber unbedingt Rücksprache mit Deinem Tierarzt halten.
Kaninchenzubehör – Die Grundausstattung eines artgerechten Kaninchenstalls
Im Zoofachhandel gibt es ganz viele verschiedene Zubehörartikel für Kaninchen. Leider ist aber nicht jedes angebotene Kaninchenzubehör wirklich sinnvoll. Teilweise kann es Deinen Kaninchen sogar ernsthaft schaden! Deshalb haben wir Dir eine Auswahl des besten Kaninchen-Zubehörs zusammengestellt. Alles was Du für Deine Lieblinge wirklich brauchst von A bis Z.
Zur Grundausstattung eines Kaninchen-Käfigs gehören folgende Zubehörartikel:
- Einstreu
- Futternapf
- Wasserspender
- Versteckmöglichkeiten
- Beschäftigungsmöglichkeiten
- Buddelkiste
- Heuraufe
- Etagen und Leitern zur Käfigerweiterung
Einstreu für Kaninchen
Das wichtigste Zubehör eines Kaninchenkäfigs ist die richtige Einstreu. Sie dient dazu, die Ausscheidungen Deines Nagers (wie Kot und Urin) aufzunehmen und ihm einen warmen, trockenen und angenehmen Untergrund zu schaffen. Weitere Infos hierzu findest Du in unserem Artikel Die richtige Einstreu für jeden Kleintierkäfig.
Futternäpfe für Kaninchen
Damit das Futter Deines Kaninchens nicht durch Einstreu und die Ausscheidungen Deines Kaninchens verunreinigt wird, kannst Du einen Futternapf verwenden:
Wasserspender für Kaninchen
Um die Versorgung Deines Kaninchens mit Trinkwasser sicherzustellen, eignet sich entweder ein Napf (siehe oben) oder ein Wasserspender. Das Trinkwasser Deiner Kaninchen solltest Du jeden Tag auswechseln und den Wasserspender mit heißem Wasser reinigen.
Versteckmöglichkeiten für Kaninchen
Deine Kaninchen brauchen in ihrem Kaninchenstall unbedingt Rückzugsmöglichkeiten:
Beschäftigungsmöglichkeiten für Kaninchen
Damit Deinem Kaninchen nicht langweilig wird, kannst Du ihm verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten. Die neugierigen Tiere werden damit viel Spaß haben.
Buddelkisten für Kaninchen
Eine Buddelkiste ist die optimale Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeit für Dein Kaninchen. Buddeln gilt als ein Grundbedürfnis der Kaninchen. In der Buddelkiste kann sich Dein Liebling ordentlich austoben. Dies ist optimal damit, Dein Kaninchen fit und gesund bleibt.
Heuraufen für Kaninchen
Damit das Heu Deines Kaninchens nicht durch Einstreu und die Ausscheidungen Deines Kaninchens verunreinigt wird, solltest Du eine Heuraufe verwenden. Diese solltest Du jeden Tag mit frischem Heu auffüllen.
Etagen und Leitern zur Kaninchenkäfig-Erweiterung
Um Deinem Kaninchen mehr Platz in seinem Käfig zu bieten, kannst Du z. B. zusätzliche Ebenen in seinen Stall einbauen. Natürlich kannst Du passende Etagen für Deinen Kaninchenstall auch selbst bauen.
Auslauf- Freilaufgehege für Kaninchen
Neben einem ausreichend großen und gut eingerichteten Kaninchenstall, ist zusätzlicher Freilauf für Kaninchen extrem wichtig. Dieser findet optimalerweise im Garten auf Grasboden statt. Für den stundenweisen Auslauf im Garten bietet sich ein ausreichend großes Freilaufgehege für Kaninchen an.
Die besten Freilaufgehege für Kaninchen:
Tipp: Bei vielen der Freilaufgehege kannst Du eine Seitenwand herausnehmen und ein zweites Gehege der gleichen Bauweise anbauen. Damit schaffst Du ganz leicht mehr Platz für Deine Lieblinge.
Standort des Freilaufgeheges für Kaninchen
Das Freilaufgehege kann entweder fest installiert werden, oder man nutzt es als verstellbares Freilaufgehege und verschiebt es so auf der Wiese, dass Deinen Kaninchen immer wieder frisches Gras zur Verfügung steht.
Am besten stellst Du das Auslaufgehege so auf, dass Du es vom Haus aus gut sehen kannst. Somit hast Du Deine Kaninchen immer gut im Blick und kannst bei eventuellen Problemen eingreifen.
Ansonsten sollte das Freilaufgehege windgeschützt und nicht direkt in der Sonne stehen.
Ein Freilaufgehege sollte immer einen Deckel haben. Dieser schützt Deine Kaninchen vor Fressfeinden wie zum Beispiel Katzen, Mardern und Hunden. Außerdem verhindert es auch deren Ausbruch aus dem Gehege.
Da Kaninchen gut buddeln können, musst Du unbedingt sicherstellen, dass sie sich nicht aus dem Gehege herausbuddeln und abhauen können.
Einrichtung des Freilaufgeheges
Auch im Freilaufgehege sollten Deine Kaninchen ausreichend Versteckmöglichkeiten haben. Heu, das auch hier den ganzen Tag zur Verfügung stehen sollte, wird am besten in einer Heuraufe serviert. Die Wasserversorgung stellst Du entweder mit einem Wassernapf oder Wasserspender sicher.
Dürfen Wohnungskaninchen auch in den Garten?
Kaninchen, die in der Wohnung leben und nicht an die Außenhaltung gewöhnt sind, dürfen nur bei trockenem Wetter und bei wohnungsähnlichen Temperaturen nach draußen gesetzt werden. Ansonsten drohen Erkältungen. Bei schlechtem Wetter kannst Du Deinen Kaninchen auch in der Wohnung Freilauf gönnen. Benutzt Du hierfür ein Freilaufgehege, ist hierfür nicht unbedingt ein Deckel nötig, wenn Du keine anderen Haustiere wie z. B. Hunde oder Katzen hast.
Du kannst Deine Kaninchen auch in einem Zimmer frei laufen lassen, dieses musst Du aber vorher unbedingt absichern. Was Du genau beachten musst, erfährst Du in diesem Video:
Wo kann ich Kaninchen kaufen?
Kaninchen kannst Du sowohl bei speziellen Kaninchenzüchtern, als auch in Zoohandlungen kaufen.
Natürlich gibt es auch private Halter in Deiner Nähe, die ihre Tiere verkaufen. Hierzu suchst Du am besten nach Anzeigen in lokalen Zeitungen oder nach Kleinanzeigen im Internet.
Auch im Tierheim und bei speziellen Auffangstationen warten viele Kaninchen auf eine zweite Chance auf ein tolles neues Zuhause.
Egal wo Du Deine neuen Kaninchen kaufst, achte bitte immer darauf wie sie vor Deinem Kauf gehalten wurden. Nicht artgerechte Haltung solltest durch einen Kauf auf gar keinen Fall unterstützen. Auch bei mangelnder Gesundheit solltest Du unbedingt vom Kaninchenkauf absehen.
Was Du sonst noch bei der Anschaffung von Kaninchen beachten solltest, findest Du in unserem Beitrag über den Nagertierkauf.
Kaninchen Preis – Was kostet ein Kaninchen?
Es gibt die verschiedensten Rassen von Kaninchen. Je nach Rasse sind die Anschaffungskosten etwas unterschiedlich. In Zoohandlungen bekommst Du beispielsweise Farbenzwergkaninchen ab etwa 35 Euro, Widder ab etwa 40 Euro und Löwenkopf-Kaninchen ab etwa 45 Euro.
Beim Züchter sind die Kosten in der Regel etwas geringer.
Neben den Anschaffungskosten für die Kaninchen selbst, musst Du noch die Anschaffungskosten für den Kaninchenstall, Kaninchenzubehör und den Freilauf rechnen. Dazu kommen laufende Kosten für Futter, Einstreu etc.
Außerdem solltest Du Kosten für den Tierarzt einplanen. Neben Kosten für regelmäßige Impfungen und Kastration, kommen hier auch zusätzliche Kosten bei einer Erkrankung auf Dich zu.
Fachbücher über Kaninchen
Du möchtest noch mehr über Kaninchen erfahren?
In Büchern findest Du alles über Kaninchen von A bis Z. Vor allem Anfänger im Bereich der Kaninchenhaltung sollten mindestens eines dieser Bücher im Schrank haben.
Bücher eignen sich zur Aneignung eines „Kaninchen-Grundwissens“ und vor allem zur Vorbereitung eines Kaninchenkaufs und natürlich auch um Kindern das Thema näher zu bringen.
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